Samstag, 28. Mai 2022

David Hume und sein Skeptizismus

David Hume


Der Schotte David Hume gilt als der Begründer eines gesunden Skeptiszimus, die Grundlage einer kritischen und hinterfragenden Philosophie. Er verband äußersten Skeptizismus und Pragmatismus zu einer nüchternen, aber menschenfreundlichen Philosophie. Einen Weg aber, aus ihr heraus die Religion positiv zu werten, sah er nicht. Schopenhauer hat Hume immer als einen seiner Wichtigsten philosophischen Verbündeten betrachtet, den Skeptizismus und die Vernunftkritik des schottischen Aufklärers geschätzt .

Hume war der Auffassung, daß Skepsis die Grundlage aller neuen Erkenntnis ist, denn gerade die Skepsis führt zu neuen Wegen der Erkenntnis durch Hinterfragen der bestehenden Zusammenhänge. Wer skeptisch ist, der reflektiert die Welt und ihre Zusammenhänge. Er vermag die Welt kritisch zu sehen und zu erkennen und daraus neue Schlüsse zu ziehen. Gesunder Skeptiszimus bringt also die Wissenschaft und Forschung voran.

Er ging schlicht davon aus, dass der durchschnittliche Mensch ein durchschnittlich guter Mensch ist und dass der unebene Boden der Tatsachen, beschritten mit dem Bedacht des gesunden Menschenverstandes, immer noch den besten Grund für ein leidliches Zusammenleben der Menschen darstellt. Alle metaphysische Spekulation aber gefährdet nach ihm das labile Gleichgewicht von Mensch und Gesellschaft.



Der erkenntnistheoretische Skeptizismus, der zu einer undogmatischen Bescheidenheit aufruft, ist philosophiegeschichtlich nicht neu. Er lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen und spielte auch in der neuzeitlichen Philosophie eine große Rolle. So erhob René Descartes den Zweifel sogar zu einem methodischen Prinzip - um ihn freilich mit Hilfe (allerdings nicht überzeugender) "Gottesbeweise" wieder außer Kraft zu setzen.

Viel konsequenter und auch bescheidener war da ein anderer Philosoph, einer der wichtigsten: David Hume. Gegen metaphysische Spekulationen hatte er eine sehr kritische Einstellung. Er plädierte für eine allein auf Erfahrung und Beobachtung gegründete Methode und wurde damit zu einem der einflussreichsten Denker des 18. Jahrhunderts und bis heute.

Skeptizismus ist eine gesunde Grundhaltung der Erkenntnis gegenüber fremden Erscheinungen, aber sie schützt vor Irrtümern nicht. Ist die Skepsis größer als die Vernunft, so führt diese zu Fehleinschätzungen bei der Erkenntnis der Wahrheit.

Skeptiker ist eine Tochter des Mißtrauens und der Skeptiker ist ein Gefangener des Mißtrauens.

Das war sein letztes Wort. Sein Wahlspruch war immer gewesen: "Bleib nüchtern und vergiss nicht, skeptisch zu sein." Er starb friedlich und gefasst, ohne geistlichen Beistand, in seinem Haus in Edinburgh, im August des Jahres 1776. Er bleibt in Erinnerung als einer der Philosophen, die dem freien Denken in Europa Bahn geschaffen haben, die das Christentum und ihre Theologie durch - nun ja - ein Fegefeuer getrieben haben, auf das viele Christen heute stolz sind.

Literatur:

David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
von Gerhard Streminger

Donnerstag, 12. Mai 2022

Schopenhauer und sein Einfluß auf Wittgenstein (K)

Arthur SchopenhauerLudwig Wittgenstein


Arthur Schopenhauers Mischung zwischen Aufklärung, Wissenschaftsorientierung und Mystik hat ihren vielleicht erstaunlichsten Einfluss auf einen Denker ausgeübt, dem man auf den ersten Blick kaum mit ihm in Verbindung bringen würde: Ludwig Wittgenstein, den philosophischen Vater analytischen Philosophie des 20. Jahrhunderts.

Am deutlichsten ist der Einfluß Schopenhauers in Wittgensteins berühmten Werk »Tractatus logico-philosophicus« (1921) erkennbar. Dort zieht er wie Kant und Schopenhauer, eine strikte Grenze zwischen dem Bereich des Erkenntnismöglichen, dem Sagbaren und dem Bereich der Transzendenz, dem, wovon man nicht sprechen kann. Dazu gehören die großen Sinnfragen der philosophie und auch die Fragen nach einer Werteorientierung des menschlichen Handelns.

Wie Schopenhauer bindet Wittgenstein das Ethische an die metaphysische Voraussetzung einer Wirklichkeit, die nur in einer mystischen Erfahrung erreichbar ist. "Es ist klar", schreibt er, "dass sich die Ethik nicht aussprechen lässt. Die Ethik ist transcendendal".

Das Ethische ist hier im Schopenhauerschen Sinne gebraucht als der Bereich, in dem sich der Sinn des Lebens und der Welt fur uns realisiert. Auf ihn können wie nur hinweisen: Er lässt sich "zeigen«, z.B. durch eine bestimmte Art des Lebens und Handelns, aber er lässt sich nicht "aussagen" oder durch Regeln und Gebote ausdrücken.

Wie Schopenhauer ist Wittgenstein ein philosophischer Januskopf: Nach der einen Seite durchmisst er die Möglichkeiten rationaler Welterforschung. Nach der anderen Seite sucht er Lebens- und Sinnerfüllung im Bereich des Mystischen.

Dass mit Wittgenstein, ein Vertreter der »Wiener Moderne« in engster Weise mit Schopenhauer verbunden ist, ist kein Zufall. In der Wiener Philosophieszene des ausgehenden 19. Jahrhundert gab es eine ausgesprochene Aversion gegen die Spekulationen des Deutschen Idealismus. Idealismus- und hegelkritische Ansätze wurden bereitwillig aufgenommen.

Literatur:

Tractatus logico-philosophicus. Logisch-philosophische Abhandlung
Tractatus logico-philosophicus.
Logisch-philos. Abhandlung